Vortrag & Diskussion mit Dr. Med. Marion Hulverscheidt | Montag, 09.09.2019 | 19.30 Uhr


Eine Queer Lecture mit Marion Hulverscheidt über eine irrtümliche Geschlechtsbestimmung in der Kaiserzeit – und ihre Nachwirkungen bis heute.


1907 erschien unter dem beredten Pseudonym N. O. Body der autobiographische Roman „Aus eines Mannes Mädchenjahren“ in Berlin, in dem ein in der Provinz aufgewachsener Mensch erzählt, wie er als Mädchen erzogen und sozialisiert wurde. Er zur Zeit der Volljährigkeit gelang es ihr mithilfe des Anwalts Sammy Gronemann und ärztlichen Gutachten, u. a. von Magnus Hirschfeld, die Änderung des Geschlechtseintrags in der Geburtsurkunde zu erwirken.

In dieser Queer Lecture von Marion Hulverscheidt werden vor allem die medizinhistorischen Aspekte des ‚Geschlechtswechsels’ beleuchtet. Neu aufgefundene historische Quellen lassen eine veränderte und prägnantere Interpretation des literarischen Werkes und der Lebensgeschichten der beteiligten Personen an dieser Geschichte zu. So kann der Bogen vom Wegfall des Zwitterparagraphen mit der Einführung des BGB im Jahr 1900 bis zur jüngsten Gesetzesänderung zum Dritten Geschlechtseintrag im Dezember 2018 gespannt werden.


Marion Hulverscheidt, Medizinerin, promovierte über weibliche Genitalverstümmelung im deutschsprachigen Raum; Forschungsfelder sind Körpergeschichte und Diskriminierung, insbesondere von Frauen und intergeschlechtlich geborenen Menschen sowie Medizin im Nationalsozialismus und Provenienzforschung. Neben der wissenschaftlichen Forschung und Lehre arbeitet sie als Ärztin in einer psychosomatischen Klinik in Kassel.


Wann: 09.09.2019, 19.30 Uhr

Wo: taz Neubau, Friedrichstr. 21, 10969 Berlin

Eine Queer Lecture in Kooperation mit dem Queeren Kulturhaus – E2H e.V. und der taz.

Eintritt frei. Spenden willkommen.