Zwei neue Projekte der Forschungsstelle zur Kulturgeschichte der Sexualität an der Berliner HU erforschen die LGBTIQ-Geschichte im 20. Jahrhundert.
„Cruising the 1970s: Unearthing Pre-HIV/AIDS Queer Sexual Cultures“
Das 2012 an der Humboldt-Universität zu Berlin gegründete „Archiv für Sexualwissenschaft“ trägt seit diesem Sommer einen neuen Namen: Die „Forschungsstelle zur Kulturgeschichte der Sexualität“ unterstreicht nun in ihrem Titel, dass sie die Tradition der Erforschung und Vernetzung in der historischen Tradition der Berliner Sexualwissenschaft zwar fortsetzt, jedoch den disziplinären Rahmen überschreitet im Sinne einer kulturwissenschaftlichen Forschung der Geschichte der (Homo)Sexualität(en).
Zwei aktuell gestartete Forschungsprojekte zeigen dieses neue Profil. „Cruising the 1970s: Unearthing Pre-HIV/AIDS Queer Sexual Cultures“ ist eine Kooperation zusammen mit den Universitäten Edinburgh, Warschau und Murcia zur Erforschung einer spezifisch europäischen LGBTQ-Geschichte im Zeitraum zwischen der Erfahrung der internationalen Gay Rights Bewegung der 1960er und der AIDS-Krise der 1980er Jahre. Das gesamte Projekt wird für drei Jahre durch den europäischen Wissenschaftsfond HERA gefördert.
Janin Afken und Benedict Wolf bearbeiten das Berliner Teilprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Kraß, dem Vorsitzenden der Forschungsstelle. Andreas Kraß wurde 2012 als Professor für Ältere deutsche Literatur von der Goethe Universität Frankfurt/Main an die HU Berlin berufen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Literatur des hohen Mittelalters, den Gender Studies, Queer Studies und Kritischer Heteronormativitätsforschung. In diesem Monat erscheint seine aktuelle Monographie „Ein Herz und eine Seele. Geschichte der Männerfreundschaft“ im Fischer Verlag.
Das zweite soeben begonnene Forschungsprojekt „Jewish Presence in Weimar Gay and Lesbian Culture and the German-Jewish Contribution to the Emergence of Gay Culture in Palestine/Israel, 1933-1960“ ist eine Kooperation mit der Hebrew University of Jerusalem. Unter der Betreuung von Andreas Pretzel werden die Beiträge jüdischer Menschen zur homosexuellen Kultur der Weimarer Republik und die Bedeutung jüdischer LGBT-Emigrant_innen für die Herausbildung einer homosexuellen Kultur in Palästina und Israel untersucht.
Mehr Infos zur Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität der Humboldt-Universität zu Berlin finden Sie hier.
Babette Reicherdt, stv. IQN-Vorständin