Am 5. September lud Queer Nations zu einer Diskussionsrunde in das voll besetzte taz Café, um die Zukunft des Projektes Elberskirchen-Hirschfeld-Haus (E2H) in Berlin zu diskutieren.

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„E2H wird im kommenden Koalitionsvertrag enthalten sein“

Knapp zwei Wochen vor den Wahlen zum Abgeordnetenhaus saßen Vertreter jener fünf Parteien auf dem Podium, deren Wahlprogramme LGBTI-Themen enthalten: Thomas Birk (Bündnis 90/Die Grünen), Stefan Evers (CDU), Markus Pauzenberger (SPD), Carsten Schatz (Die Linke) und Bernd Schlömer (FDP). Als Expert*innen waren außerdem die künftigen Partner*innen im E2H anwesend: Birgit Bosold und Kevin Clarke vom Schwulen Museum*, Ralf Dose von der Magnus Hirschfeld Gesellschaft, Andreas Kraß von der Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität der HU Berlin, Sabine Balke vom Spinnboden Lesbenarchiv sowie die Bildungsexpert*innen von ABqueer. Niki Trauthwein vom Lili-Elbe-Archiv sowie Roman Klarfeld vom FFBIZ konnten diesmal zwar nicht anwesend sein, gehören aber ebenfalls zu den Partner*innen.

Moderiert wurde die Veranstaltung vom IQN-Vorsitzenden Jan Feddersen und Sabine Balke. Das Elberskirchen-Hirschfeld-Haus, so Sabine Balke zur Einführung, solle ein queeres Wissens-Zentrum in der Mitte der Stadt sein, unter dessen Dach sich Museen, Archive und Bibliotheken versammeln, die sich mit lesbischen, schwulen, trans*, inter* und queeren Lebensweisen beschäftigen. Damit knüpfe es unmittelbar an die Tradition der ersten homosexuellen Emanzipationsbewegung in Deutschland vor 1933 und deren Infrastruktur in Berlin an. Ein gemeinsames Haus als nach außen sichtbare Denkfabrik ermögliche mehr Sichtbarkeit, intensivere Vernetzungen und eine leichtere Zugänglichkeit für Nutzer*innen.

Die Relevanz eines außerhochschulischen Forschungsstandortes

Alle Parteienvertreter*innen sprachen sich grundsätzlich für die Umsetzung des Projekts aus, das an das von Magnus Hirschfeld 1919 gegründete und 1933 von den Nazis zerstörte Institut für Sexualwissenschaft anknüpfen könne. Demensprechend hat das Abgeordnetenhaus bereits eine Machbarkeitsstudie bewilligt. Alle Diskutierenden betonten, dass ihre Programme eine weitere Unterstützung queerer Forschungs- und Archivarbeit in Aussicht stellten.

Bernd Schlömer (FDP) betonte die Relevanz eines außerhochschulischen Forschungsstandortes und die Dringlichkeit seiner möglichst freien Zugänglichkeit. An der anschließenden Frage nach der Wahl einer geeigneten Immobilie, die die Nutzungsbedingungen für alle Partner*innen erfüllen könne und eine Zentrumslage aufweise, entzündete sich eine lebhafte Erörterung um Finanzierungsmöglichkeiten. Hier reichte das Spektrum der Debatte von einer schwerpunktmäßigen Finanzierung durch das Land über eine Mischfinanzierung durch Land, Bund und EU bis hin zur Einwerbung von Fördermitteln aus privaten Spenden. Daran knüpften sich auch unterschiedliche Zeithorizonte für die Eröffnung des Hauses, die jedoch von allen bis spätestens in den frühen 2020er Jahren empfohlen wurde, wenn nicht sogar zum Jubiläum 2019.

Konsens bestand außerdem darüber, dass man die Existenz aller Partner*innen bis zur Eröffnung des E2H sichern müsse. Der Reichtum eines Elberskirchen-Hirschfeld-Haus bestehe gerade in der Vielfalt der Schwerpunkte seiner einzelnen Träger*innen, die nicht aufgegeben werden, sondern vielmehr in einem „queeren Leuchtturmprojekt“ noch besser zur Geltung kommen sollen.

Abschließend bekräftigten alle fünf Parteienvertreter*innen, dass das E2H im kommenden Koalitionsvertrag enthalten sein wird. Sobald die Machbarkeitsstudie in 2017 vorliege, werde man daran gehen, ein Projekt- und Finanzierungsmanagement zu gestalten.

IQN e.V. wünscht all diesen Parteien und Parteivertreter*innen, dass sie den Sprung ins Abgeordnetenhaus schaffen.