In eigener Sache: Die Initiative Queer Nations e.V. blickt auf ein bewegtes Jahr 2025 zurück, in dem wir gesellschaftliche Entwicklungen diskutiert haben. Schon jetzt geben wir einen kleinen Ausblick auf kommende Themen, die uns 2026 beschäftigen werden.

Eine kleine Dogge sitzt in einer großen Weihnachtsmannmütze und zwischen Geschenken, Symbolbild für Artikel "Queere Perspektiven: Was uns 2025 bewegt hat und 2026 erwartet"
Weihnachten ist Zeit für Gemütlichkeit – und eine Pause (Foto von Jakob Owens auf Unsplash).

22. Dezember 2025 | Redaktion

Liebe Freundinnen und Freunde, Frauen, Männer & Zwischenstufen,

2025 neigt sich dem Ende zu, und bevor wir alle in die Feiertagspause gehen, möchten wir als Vorstand unserer Initiative Queer Nations die Gelegenheit nutzen und zusammen mit Euch und Ihnen auf ein ereignisreiches Jahr zurückblicken. Auch möchten wir einen ersten Eindruck von Themen geben, die uns im kommenden Jahr beschäftigen werden.

Queer nach rechts?

Ein wichtiges Thema, was wir über das gesamte Jahr mehrfach in Blogbeiträgen, aber auch mit einer prominent besetzten Talkrunde „Lieber Sekt, statt Nazis“ im Februar 2025 aufgegriffen hatten, war der spürbare gesellschaftliche Schwenk nach rechts, der sich auch unter Queers zeigt.

Wir sind jedoch der Auffassung, dass weite Teile der queeren Community diesen Rechtsruck mit ihren Positionen zu bestimmten Themen mit befeuern, leider. Dazu gehört vor allem die Transthematik, insbesondere die von niemandem aus dieser Szene kritisierte Unterstützung von Pubertätsblockern bei Minderjährigen sowie das Beharren auf einer vollständigen Entbiologisierung von Geschlecht.

Problemfeld Trans

Während sich immer mehr Länder aus der Behandlung von geschlechtsdysphorischen Kindern und Jugendlichen mit pharmakologischen Mitteln wieder verabschieden, weil die medizinische Evidenz zu schwach ist, will man es in Deutschland besser wissen. Auch die Entbiologisierung von Geschlecht mit dem Selbstbestimmungsgesetz halten wir nach wie vor für einen Fehler – Sprechaktfrauen wie der inzwischen flüchtige Rechtsextreme Marla-Svenja Liebich demonstrieren dies eindrucksvoll. Wir werden die Entwicklungen weiter kritisch begleiten, auch wenn wir dafür wieder Kritik einstecken müssen. Resonanzen auf entsprechende Blogbeiträge bestärken uns darin, dass diese Perspektive nachgefragt wird.

Sexuelle Identität im Grundgesetz

Apropos „schlecht gemachte Gesetze“ und umformulierte Rechtsnormen: Skeptisch bis ablehnend sehen wir auch die Forderung, Art. 3 unseres Grundgesetzes um die Wörtchen „sexuelle Identität“ zu erweitern. Da dies rechtlich nicht sauber zu fassen ist – was überhaupt ist sexuelle Identität? -, droht hier ähnliches Ungemach wie durch das mit der heißen Nadel von der Ampelregierung gestrickte und 2024 in Kraft getretene Selbstbestimmungsgesetz. Der Terminus „sexuelle Identität“ bietet Aktivisten für die Legalisierung von Pädosexualität fraglos Legitimität, ja Einfallstore, die sie besser nicht bekommen sollten. Wir werden die Entwicklungen um Art 3 GG. im kommenden Jahr jedenfalls stärker in den Blick nehmen und kommentieren.

Aufarbeitung pädosexueller Verstrickungen

Zu „Pädosexualität“ planen wir außerdem im März eine Queer Lecture, die sich mit dem Wirken des einst verehrten Sexualpädagogen Helmut Kentlers befasst, was bis heute nicht vollumfänglich aufgearbeitet wurde. Auch wir haben das selbst erfahren, als uns die Verstrickungen Ralf Doses mit Kentler zur Kenntnis gelangten, die im Untersuchungsbericht der Universität Hannover offenbar wurden. Dose sollte mit der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Teil des E2H-Hauses werden und aufgrund dieses Sachverhalts sind wir im Nachhinein froh, dass dieses Projekt so nicht zustande kam.

Die wichtigen Themen gehen uns nicht aus und so blicken wir auch dem neuen Jahr hochmotiviert und geschäftig entgegen. Mit Eurer und Ihrer Unterstützung als Mitglieder und als EinzelspenderInnen – und besonders dem Verein Folsom Europe e.V. – ist es uns möglich, unabhängig von staatlich geförderten Subventionen zu arbeiten. Wir danken dafür herzlich!

In diesem Sinne wünschen wir Euch und Ihnen allen frohe Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Euer/Ihr IQN-Vorstand

Jan Feddersen, Clemens Schneider, Till Randolf Amelung und Andreas Günther Aguayo

Auf ein Wort in eigener Sache: Die 2005 gegründete Initiative Queer Nations versteht sich getreu des Mottos von Magnus Hirschfeld „Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit“ als Debattenplattform. Im Blog gibt es Kommentare, Analysen, Berichte zu aktuellen Themen, die unsere Arbeitsschwerpunkte berühren. Neben der Herausgabe des „Jahrbuchs Sexualitäten“ seit 2016 und Veranstaltungen, etwa unseren Queer Lectures, erweitern wir damit unser Angebot. Wir sagen: Mainstream kann jeder – wir haben das nicht nötig!  Wir arbeiten ehrenamtlich. Alle Texte in unserem Blog sind kostenfrei zugänglich. Damit das weiterhin möglich ist, freuen wir uns sehr, wenn Sie uns mit einer Spende oder Mitgliedschaft bei der IQN e.V. unterstützen.