Nachdem sich die Initiative Queer Nations e.V. im Herbst 2020 bereits aus dem E2H-Projekt zurückzog, hat nun auch IQN-Vorstand, E2H-Ideengeber und -Projektantreiber, Jan Feddersen seine Vorstandstätigkeit und Mitgliedschaft im Verein des Queeren Kulturhauses formell aufgegeben. Einige Gedanken zu den Beweggründen für diesen Entschluss und wie IQN die Arbeit trotzdem mit voller Kraft fortsetzen wird.


Mitte Oktober hat die Initiative Queer Nations e.V. (IQN) offiziell die Beteiligung am Projekt „Queeres Kulturhaus in Berlin“ eingestellt. Zeitgleich aus dem Unterstützerkreis ausgestiegen ist die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld; bereits vorher hatten die queeren Archive sich verabschiedet (zunächst bereits 2017 das Inter – Trans – Queer History – Lili Elbe Archiv, Anfang 2020 das Lesbenarchiv Spinnboden, im Frühsommer ebenso die Magnus Hirschfeld Gesellschaft und das feministische Archiv FFBIZ).

Am Donnerstag 17. Dezember 2020 hat IQN-Vorstandsmitglied Jan Feddersen den Vorstand des Queeren Kulturhaus verlassen und seine Mitgliedschaften zum Jahresende gekündigt. Gleiches hat Peter Obstfelder getan, der auch als Schatzmeister des „Freund*innen des Elberskirchen-Hirschfeld-Hauses – Queeres Kulturhaus e.V.“ (E2H) tätig war, unseres vor knapp drei Jahren gegründeten Vereins für die Errichtung eines Queeren Kulturhauses.

Der Rückzug aus dem Projekt mag verwundern – denn den Anstoß zu dessen Begründung vor acht Jahren ging ja von IQN selbst aus. Wir glauben indes nach dem Rückzug der meisten Initiativen nicht mehr an eine Zukunft unseres Projekts durch diesen E2H-Verein. Uns fehlt inzwischen die notwendige Zuversicht, einen Plan in unserer Stadt zu verwirklichen, der wesentlich vom Engagement der zivilgesellschaftlichen Einrichtungen und von der ehrenamtlichen Leidenschaft der Träger*innen von E2H lebt.

Auch ist es uns versagt geblieben, die queeren Öffentlichkeiten in Berlin für ein ideologiefrei geführtes Haus zu gewinnen. Wir wollten ein Queeres Kulturhaus, das von inhaltlicher Differenz und menschlicher Einmütigkeit und gegenseitigem Respekt zugleich lebt, von Ideologieferne und grundsätzlicher Bejahung unserer, aller queerer Lebensweisen.

Exzellente erste Projekte

Ein Queeres Kulturhaus sollte keineswegs, unserer Tradition von IQN entsprechend, feindlich oder ausschließend gegenüber Menschen wie Trans- oder Intersexuellen sein. Alle Identitätsentwürfe haben ein Recht auf Wertschätzung und Teilhabe. Alle ‚Queers‘ sollten nach unserem Verständnis einander respektierend begegnen, natürlich auch in ihrer jeweiligen Unterschiedlichkeit. Wie ein Queeres Kulturhaus hätte weiter arbeiten können, war exzellent an der Ausstellung im „Sonntagsclub“ Ende 2019 sicht- und erlebbar: „Queering Xmas“, kuratiert von Mesaoo Wrede, markierte die Fülle von Sehnsuchtsaspekten gerade zur Feiertagszeit in den queeren Szenen.

Bestehen bleibt unser Anspruch als IQN, den Diskurs um LGBTI*-Fragen zu fördern – wie wir es seit 2005 in unserer Community auch erfolgreich tun – etwa in Form von Queer Lectures, mit diesen Pluralität und Neugier fördernd. Unser Vortragsprogramm, sicht- und lesbar seit 2016 in unserem “Jahrbuch Sexualitäten”, ist charakterisiert durch die Vielfalt diskursiver, überhaupt wissenschaftlicher und popularwissenschaftlicher Interventionen.

Dass IQN im politischen Einsatz für ein Queeres Kulturhaus vieles geglückt war – Eintrag in den Koalitionsvertrag der rot-rot-grünen Landesregierung in Berlin, Solidaritätsbekundungen durch eine Fülle von Politiker:innen aus allen der im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien (abgesehen von der AfD) –, lag insbesondere an der beherzten Unterstützung der von Bürgermeister Dr. Klaus Lederer geführten Senatsbehörde für Kultur und Europa.

Wir danken ihm und den Mitarbeitenden seiner Behörde entschieden und von Herzen für die Unterstützung. Wir wissen queere Anliegen hier in guten Händen – auch für nächste, (nicht nur) für Berlin wichtige Stadtprojekte.

Initiative Queer Nations
Der Vorstand
21.12.2020