Geburtstagstorte mit Kerzen und Regenbogendeko. Symbolbild für  Das Jahrbuch Sexualitäten feiert 2025 sein zehnjähriges Erscheinen
Jahrbuch Sexualitäten: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! (Foto von Joshua Hoehne auf Unsplash.)

15. Juli 2025 | Redaktion

Die Initiative Queer Nations e.V. (IQN) veröffentlicht 2025 die zehnte Ausgabe des in ihrem Auftrag von Jan Feddersen, Marion Hulverscheidt und Rainer Nicolaysen herausgegebenen „Jahrbuchs Sexualitäten“. In diesem Periodikum werden Fragen des Sexuellen in einem weiten Sinne, das heißt in Gesellschaft, Politik, Kultur, Geistes- und Naturwissenschaften, aber auch in Religion, Medizin oder Kunst thematisiert. Alle Texte sind Originalbeiträge, sie präsentieren und kommentieren Neues aus der Forschung oder nehmen auf aktuelle Debatten Bezug. Am 18. Juli werden ausgewählte Beiträge der diesjährigen Ausgabe in der taz Kantine von prominenten Gästen, unter ihnen Frauenrechtlerin Seyran Ateş und Schauspieler Gustav Peter Wöhler, vorgestellt.

Interdisziplinäres Periodikum

Gegründet wurde das Jahrbuch vor zehn Jahren von Jan Feddersen und Rainer Nicolaysen. Der an der Hamburger Universität lehrende Historiker Nicolaysen erinnert sich: „Die Entstehung des Jahrbuchs geht auf das Jahr 2015 zurück, als Jan Feddersen und ich, gewissermaßen an einem Küchentisch in Neukölln, den Plan entwickelten, ein Periodikum zu begründen, das sich interdisziplinär und vielfältig dem weiten Feld der Sexualitäten widmen sollte.“  

Um zu vermeiden, dass das Jahrbuch ein Nischenprodukt der LGBTI*-Community bleibt oder eine reine Onlinepublikation wird, sollte es in einem renommierten Verlag erscheinen. „Mit unserem Wunschverlag – dem Wallstein Verlag in Göttingen – hatten wir schon zuvor in Kontakt gestanden; unser Vorschlag eines ‚Jahrbuchs Sexualitäten‘ stieß dort sofort auf Zustimmung“, erläutert Nicolaysen die Wahl des Verlages. Finanziert wird dieses Vorhaben durch die Initiative Queer Nations e. V., einen unabhängigen Verein, der den Herausgeber*innen alle redaktionellen Freiheiten lässt.

Erfolgreich in den Diskurs

Für Nicolaysen zeichnet sich der Erfolg des „Jahrbuchs Sexualitäten“ dadurch aus, „dass wir zehn Jahre auf einem hohen Niveau durchgehalten haben, die Beiträge des Jahrbuchs immer mehr in den öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs eingesickert sind und jedes Jahr wieder interessante Autor*innen Lust haben, für das Jahrbuch zu schreiben“. Hinsichtlich des Spektrums der Themen und der Autor*innen gebe es kein vergleichbares Periodikum auf diesem Feld in Deutschland, so Nicolaysen weiter. Inzwischen ist das „Jahrbuch Sexualitäten“ Teil der Bestände von vielen Hochschulbibliotheken über alle fünf Kontinente verteilt, auch in Vietnam oder Botsuana kann man es finden.

Jan Feddersen, taz-Redakteur im Hauptberuf und Vorstandsvorsitzender von IQN, resümiert: „Als Initiative Queer Nations sind wir in keinen akademischen und sonstigen gesellschaftlichen Dankbarkeits- und Ergebenheitsstrukturen. Mainstream sind andere. Das ermöglichte dem Jahrbuch-Herausgeber*innenkreis, nicht allein ideologischen Moden zu folgen.“

Themenvielfalt

Einige Beispiele aus dem neuen Jahrbuch geben einen Einblick in dessen Themen- und Perspektivenvielfalt:

  • Kerstin Söderblom, evangelische Pfarrerin und lesbische Aktivistin, plädiert in ihrem Essay für das Überwinden von dogmatischen Grenzen innerhalb queerer Communities.
  • Der Historiker Alexander Zinn stellt die Biografie von Adolf/Hertha Wind vor, die sich als behördlich bekannter Transvestit nicht nur Freiräume in der NS-Zeit erkämpfte, sondern in der frühen Nachkriegszeit auch eine amtliche Änderung des Geschlechtseintrags erwirken konnte.
  • In Georgien tobt nach der gefälschten Wahl von 2024 die Auseinandersetzung zwischen liberalen, nach Westen orientierten Teilen der Bevölkerung mit denen, die, wie die Partei „Der Georgische Traum“, eine Annäherung an Russland anstreben. Wie der Literaturwissenschaftler Zaal Andronikashvili erläutert, kommt Homophobie bei der Abkehr von westlichen Werten eine zentrale Rolle zu.
  • Vojin Saša Vukadinović hingegen, befasst sich mit der Homophobie, die von aktueller Queer Theory ausgeht, in der Schwule ausschließlich als weiße, cisgeschlechtliche Unterdrücker anderer Minderheiten charakterisiert werden.

Release-Party

Am Freitag, den 18. Juli 2025, lädt die Initiative Queer Nations zur Buchpräsentation um 19 Uhr, live in die taz Kantine, Friedrichstraße 21 in Berlin und in den Stream auf YouTube ein:

Ausgewählte Beiträge des Jahrbuchs werden vorgestellt von: Gustav Peter Wöhler, Seyran Ateş, Emily Lau, Stephan Wackwitz, Dirk Sander und Philipp Gessler. Einige Autor*innen werden ebenfalls anwesend sein. Der Eintritt ist frei.

Cover Jahrbuch Sexualitäten 2025

Herausgegeben im Auftrag der Initiative Queer Nations e.V. von Jan Feddersen, Marion Hulverscheidt und Rainer Nicolaysen.

Mit Beiträgen von: Kerstin Söderblom, Dinçer Güçyeter, Zaal Andronikashvili, Manuela Torelli, Chantalle El Helou, Till Randolf Amelung, Ioannis Dimopulos, Julia Kaiser, Denis Watson, Schwester Daphne Sara Maria Sanguina Mater dʼOr OSPI, Karl-Heinz Steinle, Norbert Finzsch, Aaron Gebler, Werner Renz, Clemens Schneider, Vojin Saša Vukadinović  und Alexander Zinn. 232 S., gebunden mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-8353-5917-8, 34,00 Euro.

Eine Übersicht über alle bisher erschienenen Ausgaben findet sich auf unserer Website. Mit freundlicher Genehmigung des Wallstein-Verlags bieten wir zudem einige Beiträge aus allen Jahrbüchern zum kostenlosen Download an.

Auf ein Wort in eigener Sache: Die 2005 gegründete Initiative Queer Nations versteht sich getreu des Mottos von Magnus Hirschfeld „Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit“ als Debattenplattform. Im Blog gibt es Kommentare, Analysen, Berichte zu aktuellen Themen, die unsere Arbeitsschwerpunkte berühren. Neben der Herausgabe des „Jahrbuchs Sexualitäten“ seit 2016 und Veranstaltungen, etwa unseren Queer Lectures, erweitern wir damit unser Angebot. Wir sagen: Mainstream kann jeder – wir haben das nicht nötig!  Wir arbeiten ehrenamtlich. Alle Texte in unserem Blog sind kostenfrei zugänglich. Damit das weiterhin möglich ist, freuen wir uns sehr, wenn Sie uns mit einer Spende oder Mitgliedschaft bei der IQN e.V. unterstützen.