Neue Executive Order schützt den Frauensport

Donald Trump hat ein weiteres Dekret mit Transbezug erlassen. Dieses Mal betrifft es die Teilnahme biologisch männlicher Personen am Frauensport, die nun untersagt wird. Warum kann sich ein wegen Vergewaltigung verurteilter Mann wie Trump jetzt als Bewahrer von Frauenrechten inszenieren?

Trump spricht im Weißen Haus zu den eingeladenen Sportlerinnen und kündigt die Unterzeichnung des Dekrets an (Foto: Eigener Screenshot).

7. Februar 2025 | Till Randolf Amelung

US-Präsident Donald Trump hat ein Gespür für publikumswirksame Inszenierungen. Das stellte er auch am Mittwoch unter Beweis, als er direkt aus dem Weißen Haus übertragen und umringt von Sportlerinnen aller Altersklassen seine neue Executive Order unterzeichnete, die biologische männliche Personen, d.h. Transfrauen, vom Frauensport ausschließt. Unter Beifall der anwesenden Frauen und Mädchen lässt er sich als deren Beschützer feiern. Einigen Frauen steht die Freude über das bevorstehende Dekret förmlich ins Gesicht geschrieben. Auch hier setzt Trump ein wichtiges Wahlkampfversprechen um.

Ausschluss von Transfrauen aus Frauensport

Künftig dürfen weder im Schul- noch im Hochschulsport biologisch männliche Personen am Frauensport teilnehmen. Auch die Nutzung von Umkleide- und Sanitäreinrichtungen wird ihnen untersagt. Bei Verstoß drohen den Bildungseinrichtungen der Entzug staatlicher Gelder. Gerade Schulen und Universitäten haben in den USA eine wichtige Rolle in der Förderung von sportlichen Talenten, vor allem über Stipendien.

Auch auf der Ebene des internationalen und olympischen Spitzensports verlangen die USA, dass biologisch männliche Personen aus dem Frauensport verbannt werden.  Die nächsten Olympischen Sommerspiele finden 2028 in Los Angeles statt. Trump kündigte bereits an, in diesem Zusammenhang alle Visaanträge von Personen mit weiblichem Passeintrag ablehnen zu lassen, wo dieser nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt.

Politisches Versagen der Linken

Joanne K. Rowling, die global ultraprominente Harry-Potter-Autorin, ist eine der schärfsten Kritikerinnen jener Entwicklungen, deren Ursache darin liegt, dass die biologische Grundlage von Geschlecht vollständig negiert wurde. Im Kurznachrichtendienst X kommentierte sie ein Bild von Trump, der umringt von Mädchen und Frauen das unterschriebene Dekret hochhält: „Herzlichen Glückwunsch an jeden einzelnen Linken, der sich für die Zerstörung der Rechte von Frauen und Mädchen einsetzt. Ohne Sie gäbe es keine Bilder wie dieses.“

Es ist eine bittere Ironie, dass ausgerechnet Trump sich als Frauenschützer inszenieren kann. Ein Mann, der 2023 wegen einer 1996 begangenen Vergewaltigung der Autorin E. Jean Carroll gerichtlich verurteilt wurde. Ein Mann, der bereits im Wahlkampf 2016 mit früheren sexistischen Äußerungen wie dieser konfrontiert wurde: „Wenn du ein Star bist, lassen sie dich alles tun. Du kannst alles tun […] Ihnen an die Muschi greifen. Du kannst alles tun.“

Umso deutlicher tritt das Totalversagen der politischen Linken zutage, die sich bei Transfrauen im Frauensport von jedweder wissenschaftlichen Evidenz verabschiedet haben. Personen, die eine biologisch männliche Pubertät durchlaufen haben, haben gegenüber biologisch weiblichen Personen einen fortwährenden, gravierenden Leistungsvorteil im Sport – dazu gehören neben Transfrauen auch einige Varianten der Geschlechtsentwicklungen. Man denke nur an Imane Khelif und das Frauenboxen bei den olympischen Sommerspielen von Paris 2024.

Inklusion vs. Sportliche Fairness

Schon länger beschweren sich Frauen, darunter ehemalige Spitzensportlerinnen wie die lesbische Tennisspielerin Martina Navratilova, dass biologisch männliche Personen im Frauensport unfair sind. Entsprechend äußerte auch sie sich auf X zum Trump-Dekret: „Ich finde es schrecklich, dass die Demokraten Frauen und Mädchen in der ganz klaren Frage, dass Frauensport nur Frauen vorbehalten ist, völlig im Stich gelassen haben.“ Zuletzt zeigten Zahlen einer IPSOS-Umfrage, dass die Mehrzahl der US-BürgerInnen biologisch männliche Personen im Frauensport ablehnt.

Das Fass zum Überlaufen brachte 2022 Transfrau Lia Thomas, die Schwimmwettbewerbe für Frauen im Hochschulbereich dominierte. Die Fotos von den Siegerehrungen gingen um die Welt und Thomas‘ biologisch männliche Physis war für alle offensichtlich, die nicht mehr an des Kaisers neue Kleider glauben mochten.  Der Weltschwimmverband setzte dem ein Ende und schloss im Sommer 2022 Personen von Frauenwettbewerben aus, die eine männliche Pubertät durchliefen. Mehrere andere Sportverbände trafen in der Folgezeit ähnliche Entscheidungen.

Leugnung von Biologie torpediert Trans-Akzeptanz

2024 versuchte Thomas die Entscheidung des Schwimmverbands vor dem Sportgerichtshof CAS anzufechten, war aber erfolglos. Zeitgleich mit Trumps Dekret wurde bekannt, dass ehemalige Teamkolleginnen von Thomas Klage gegen die Universität sowie zuständige Sport- und Hochschulverbände eingereicht haben. Begründung: Thomas‘ Teilnahme an Frauenwettbewerbe hätte ihre Rechte verletzt. Zudem seien sie gezwungen worden, sich gemeinsam mit Thomas Umkleide- und Duschräume zu teilen.

Wer auch immer glaubte, es würde Transpersonen helfen, biologische Tatsachen zu leugnen, bekommt jetzt die brutale Realität vorgeführt. Die Akzeptanz nimmt als Folge rapide ab, sodass man Transfrauen auch dort nicht mehr tolerieren will, wo die körperlichen Unterschiede zwischen biologischen Männern und Frauen nicht relevant sein sollten. Ob sich linksprogressive und queere AktivistInnen das so vorgestellt hatten?


Till Randolf Amelung ist Redakteur des IQN-Blog und seit Juli 2024 auch Mitglied des IQN-Vorstand. Als freier Autor veröffentlicht er mit Schwerpunkt auf geschlechterpolitischen Themen auch in anderen Medien, zum Beispiel der Jungle World. Ebenso veröffentlicht er in wissenschaftlichen Sammelbänden wie dem Jahrbuch Sexualitäten der IQN. 2020 gab er im Querverlag den Sammelband Irrwege – Analysen aktueller queerer Politik heraus. 2022 erschien sein Essay Transaktivismus gegen Radikalfeminismus. Gedanken zu einer Front im digitalen Kulturkampf.


Auf ein Wort in eigener Sache: Die 2005 gegründete Initiative Queer Nations versteht sich getreu des Mottos von Magnus Hirschfeld „Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit“ als Debattenplattform. Im Blog gibt es Kommentare, Analysen, Berichte zu aktuellen Themen, die unsere Arbeitsschwerpunkte berühren. Neben der Herausgabe des „Jahrbuchs Sexualitäten“ seit 2016 und Veranstaltungen, etwa unseren Queer Lectures, erweitern wir damit unser Angebot. Wir sagen: Mainstream kann jeder – wir haben das nicht nötig!  Wir arbeiten ehrenamtlich. Alle Texte in unserem Blog sind kostenfrei zugänglich. Damit das weiterhin möglich ist, freuen wir uns sehr, wenn Sie uns mit einer Spende oder Mitgliedschaft bei der IQN e.V. unterstützen.