Geschlechtertests als Teilnahmebedingung für Frauenkategorie sind richtig

Der im März 2025 neugegründete Sportverband World Boxing hat nun angekündigt, einen Gentest als Nachweis über das biologische Geschlecht zur Bedingung für eine Teilnahme an Frauenwettkämpfen zu machen. Damit zieht der Verband die einzig richtigen Konsequenzen aus der Kontroverse um zwei Boxerinnen mit DSD bei den Olympischen Sommerspielen in Paris. Für die besonders umstrittene Boxerin Imane Khelif heißt es, dass sie ab sofort nicht mehr in Wettkämpfen gegen Frauen antreten darf, bis sie ein entsprechendes Testergebnis vorweisen kann.

Zwei Frauen machen Boxtraining, Symbolbild für Artikel "Neuer Weltverband schließt Imane Khelif vom Frauenboxen aus"
Biologische Frauen sollten aus Fairness- und Sicherheitsgründen nicht gegen biologisch männliche Personen boxen müssen (Foto von Lucy Dunne auf Unsplash).

1. Juni 2025 | Till Randolf Amelung

Freitag wurde bekannt, dass nach der Leichtathletik auch im Boxsport ein Test zur Bestimmung des biologischen Geschlechts Grundvoraussetzung für die Teilnahme an den Frauenwettbewerben werden soll.  World Boxing, der im März dieses Jahres neugegründete Dachverband für den Boxsport, begründete diesen Schritt in einer Pressemeldung so:

„World Boxing respektiert die Würde jedes Einzelnen, und seine oberste Priorität ist es, die Sicherheit und die Fairness des Wettbewerbs für alle Athleten zu gewährleisten. Um dies zu erreichen, ist es unerlässlich, dass strenge, nach Geschlecht bestimmte Kategorien beibehalten und durchgesetzt werden, was bedeutet, dass World Boxing nur Wettkämpfe für Athleten veranstaltet, die als männlich oder weiblich eingestuft sind.“

Bei diesem Test handelt es sich um einen PCR-Gentest, der auf das Vorhandensein des SRY-Gens prüft – einem wesentlichen Hinweis auf biologisch männliche XY-Chromosomen. Der Test kann mittels Nasen-/Mundabstrich, Speichel oder Blut durchgeführt werden – also ohne fragwürdige Fleischbeschau.

Kontroverse Goldmedaillengewinnerinnen

Ein wesentlicher Grund für diesen Schritt war die Kontroverse um die Frauenboxkämpfe während der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris, als Imane Khelif und Lin Yu-Ting begründete Zweifel weckten, ob deren Goldmedaillengewinne fair erkämpft waren. Mutmaßlich liegt bei beiden Boxerinnen die Intersex-Variante 5-ARD vor, ein Enzymdefekt, der in Körpern mit XY-Chromosomen bewirkt, dass Testosteron nicht in Dehydrotestosteron umgewandelt werden kann.  Das führt dazu, dass sich das männliche Genital nicht wie erwartet entwickelt. Oft werden Neugeborene mit dieser Variante als Mädchen registriert. Erst in der Pubertät geschieht ein Vermännlichungsschub. Doch gerade dieser pubertäre Schub sorgt für entscheidende Unterschiede hinsichtlich des sportlichen Leistungsvermögens zwischen Menschen mit 5-ARD und biologischen Frauen.

Imane Khelif ist nun unmittelbar von der von World Boxing getroffenen Entscheidung betroffen, da sie qua Beschluss des Verbands nicht mehr an einem Boxturnier teilnehmen darf, bis ein Testergebnis vorliegt, was endlich Klarheit über ihr biologisches Geschlecht bringt. Anfang Juni wollte Khelif in der Frauenklasse an einem Boxturnier im niederländischen Eindhoven teilnehmen, doch daraus wird nichts mehr. Der Veranstalter hat entsprechende Ankündigungen bereits wieder einkassiert. Khelif kann jetzt entweder den besagten Test machen lassen und damit überraschen, wieder bei Frauenboxkämpfen antreten zu dürfen oder aber wir erleben das Schweigen im Walde von allen, die wie der Volksverpetzer (und viele andere Medien) Khelif letztes Jahr noch vollmundig zur biologischen Frau erklärt haben.

Sportverbände ändern Bedingungen für Trans und Inter

World Boxing ist nach dem internationalen Leichtathletikverband World Athletics der zweite Spitzenverband im Sport, der einen Gentest für die Geschlechtsbestimmung zur Teilnahmebedingung an Frauenwettbewerben erklärt. Andere Verbände wie der Schwimmverband World Aquatics oder World Rugby schließen biologisch männliche Personen von der Teilnahme in der Frauenklasse aus, ohne aber einen Gentest vorzuschreiben. Als Transfrau kann an Wettbewerben der Frauen nur teilnehmen, wer keine männliche Pubertät durchlebt hat.

Ab Mitte der 1990er Jahre konnte die Inklusion von trans- und intergeschlechtlichen Personen im Spitzensport als Menschenrechtsfrage erfolgreich platziert werden. Nun macht sich aber die Erkenntnis breit, dass Fairness und Sicherheit von biologischen Frauen mit der Inklusion von Menschen mit den Vorteilen einer biologisch männlichen Pubertät in den Frauensport nicht gut zusammenpassen.

Gentest im Einklang mit Wissenschaft

Die Entscheidung von World Boxing ist im Einklang mit der Wissenschaft. Der Leistungsvorteil durch eine testosteronhaltige Pubertät ist überdeutlich bewiesen. Hier die Grenze zu ziehen, schützt sowohl biologische Frauen, als auch Trans- und Interpersonen. Viele Menschen haben ein feines Gespür, wenn etwas nicht fair läuft und reagieren entsprechend – mitunter sehr verletzend.

Die Kontroverse um Imane Khelif hat sie im vergangenen Sommer in ein Kreuzfeuer aus Kritik und Verachtung geschickt, was sie persönlich zutiefst verletzt haben muss. Klare, nachvollziehbare Regelungen können solche Szenarien in Zukunft zumindest in den Frauenwettbewerben der Leichtathletik und dem Boxen vermeiden. Die Olympischen Spiele in Paris haben eindrucksvoll gezeigt: Mit Inklusion ohne Sinn und Verstand kann man auch viel Schaden anrichten.


Till Randolf Amelung ist Redakteur des IQN-Blog und seit Juli 2024 auch Mitglied des IQN-Vorstand. Als freier Journalist veröffentlicht er mit Schwerpunkt auf geschlechterpolitischen Themen auch in anderen Medien und in wissenschaftlichen Sammelbänden wie dem Jahrbuch Sexualitäten der IQN.


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