Votrag und Diskussion mit Benedikt Wolf | Montag, 18.03.2019 | 19.30 Uhr

Für eine kritische Geschichtsschreibung der Queer Theory

In den frühen 1990er Jahren ist die Queer Theory angetreten, den Gegensatz von Hetero- und Homosexualität in Frage zu stellen und nach der Genealogie von sexuellen und geschlechtlichen Identitäten zu fragen. Ihre Stoßrichtung war gegen die zwangsheterosexuelle und zweigeschlechtliche Normalität gerichtet. Heute, bald 30 Jahre später, wenden sich führende Vertreter_innen der Queer Theory gegen eine Fokussierung auf die Emanzipation der sexuellen Minderheiten in bürgerlichen Demokratien. An die Stelle eines universellen Anspruchs auf Emanzipation, wie er in der frühen Queer Theory impliziert gewesen zu sein schien, ist radikaler Kulturrelativismus getreten, der bis hin zur Verteidigung der Genitalverstümmelung und der Interpretation von Selbstmordanschlägen als ‚queer‘ reicht.

Der Vortrag positioniert sich mit dem Literaturwissenschaftler Hans Mayer auf der Seite der Außenseiter und fragt in theoriegeschichtlicher Perspektive nach den Verschiebungen im Feld der Queer Theory und den Gründen für diese.


 

Benedikt Wolf ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bielefeld (ab 1.2.2019). Nach seinem Studium der Neogräzistik, des Deutschen als Fremdsprache und der Soziologie in München und Thessaloniki hat er an der Humboldt-Universität zu Berlin in Neuerer deutscher Literatur promoviert. Im Sommer 2018 war er Postdoctoral Fellow am Dartmouth College (Hanover, New Hampshire). Er ist Mitherausgeber des Jahrbuchs Sexualitäten und Beisitzer im Vorstand der Gesellschaft für Antiziganismusforschung. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die Bereiche Sexualität und Literatur, Psychoanalyse und Literatur, literarische Mehrsprachigkeit sowie literaturwissenschaftliche Ressentimentforschung (v.a. Antiziganismus- und Antisemitismusforschung).


Veranstaltungsort: Neubau der taz, Friedrichstraße 21, 10969 Berlin-Kreuzberg

Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Tageszeitung taz. Eintritt frei.


Fotos: Dragan Visual Arts (Porträt), Ryan Hyde/flickr (Kachel)

Elberskirchen-Hirschfeld-Haus – Queeres Kulturhaus e.V.